Zum Inhalt springen
Startseite » Das Gesundheitskollektiv Bonn » Bio Psycho Sozial

Bio Psycho Sozial

    Wir nehmen den sozialen Kontext der Krankheitsentstehung ebenso in den Blick wie die psychosomatischen Wechselwirkungen. So ist mittlerweile klar, dass beispielsweise eine Depression oder eine posttraumatische Belastungsstörung relevante Risikofaktoren u. a. für das Erleiden einer Herzkreislauferkrankung darstellen. Dennoch werden diese Zusammenhänge meist noch zu selten erfasst oder berücksichtigt. In den solidarischen Gesundheitszentren erfolgt eine Sozialberatung, eine psychotherapeutische Ersteinschätzung und eine allgemeinmedizinische Versorgung. Weiter gibt es u. a. gruppentherpeutische Angebote, Selbsthilfegruppen, Vorträge und Workhops (Entspannung, Kommunikation, Ernährung, etc.) und ein Angebot zur Rechtsberatung.

    Aus unserer internationalen Vernetzung folgendes Beispiel:

    Ein SGZ in Griechenland erstellte bspw. ein Gesundheitsteam, bestehend aus Allgemeinmediziner:in, Psychotherapeut:in und Sozialarbeiter:in, die sich in einer gemeinsamen Sitzung um den „Neuankömmling“ kümmern. Jeder neue Mensch erhählt dort eine Gesundheitsakte, die Informationen enthält, welche sich auf alle Lebensbereiche beziehen: Ausbildung, Arbeit, Arbeitsunfälle und Gefahren bei der Arbeit, beruflicher Werdegang, Versicherungen, Wohnort, Unterstützungsnetzwerk, Familie, Beziehungen, Lebensereignisse auf der Grundlage eines Genogramms. Sie umfassen auch
    Ernährung, Schlaf, Gewohnheiten, Körper- und Mundhygiene sowie die medizinische
    Anamnese, eine Familienanamnese und vor allem die aktuellen Symptome. Weiter wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dieser Ansatz erstellt ein transkontextuelles
    kontextübergreifendes Verständnis der Patientin / des Patienten.

    Die oben beschriebene Praxis versucht, die Symptome mit aktuellen Problemen in Verbindung zu bringen, z. B. mit prekären Arbeitsverhältnissen oder Arbeitslosigkeit, mit wichtigen Lebensereignissen wie Krankheiten, Todesfällen, Trennungen, Konkursen sowie mit seiner Beziehungsgeschichte (Beziehungen zu Männern/Frauen, Wiederholung von traumatischen Situationen). Dieses Gesamtbild hat auch eine präventive Dimension, denn es zeigt Bereiche mit Risiken auf der Ebene des Körpers (z. B. Vererbung), der Beziehungen und der sozialen Bedingungen auf.
    Zudem ermöglicht ein solches gemeinsames Erstgespräch eine praktikable niederschwellige Sprachmittlung und in der anschließenden Teamarbeit sind alle auf dem gleichen Stand, sparen sich abgleichende Berichte und können direkt eine multiprofessionelle Unterstützung planen. Der/die Patient:in muss so auch nur einmal vom eigenen Weg in das SGZ erzählen und für die Versorgung wichtige Informationen werden seltener vergessen/übersehen.

    Hand in Hand und letztlich als ideale, zentrale, niederschwellige Anlaufstelle zur Anbindung der Patient:innen kann das SGZ somit auch z. B. mit den Behandlungsprogrammen, wie dem zur Komplexversorgung der Kassenärztlichen Vereinigung kooperieren.


    Einfache Sprache Bio Psycho Sozial

    Wir arbeiten nach dem Prinzip „Bio Psycho Sozial“. Das heißt:

    Sehr vieles beeinflusst, wie es einem Menschen geht:

    Bio

    „Bio“ steht für „biologisch“. Dabei geht es um unsere Körper.

    Wir nennen einige Beispiele für biologische Dinge, die die Gesundheit beeinflussen:

    • Sind wir behindert?
    • Sind wir chronisch krank? Haben wir also eine Krankheit, die nie ganz weg?
    • Ist es wahrscheinlicher, dass wir eine Krankheit bekommen? Zum Beispiel, weil diese Krankheit in unserer Familie oft vorkommt.

    Psycho

    „Psycho“ steht für „psychologisch“. Dabei geht es darum:

    • wie fühlen wir?
    • wie geht es uns: Sind wir glücklich? Sind wir traurig?
    • wie denken wir?
    • wie nehmen wir die Welt wahr (sehen, hören, riechen, schmecken, tasten)?

    Sozial

    „Sozial“ beschreibt die Umwelt, in der wir leben.

    • Wo wohnen wir? Leben wir in einer Umwelt, in der es sehr laut ist oder in der die Luft sehr schlecht ist?
    • Wie wohnen wir? Haben wir zum Beispiel eine eigene Wohnung?
    • Haben wir eine Arbeit, für die wir Geld bekommen?
    • Auf welcher Schule waren wir?
    • Haben wir eine Ausbildung gemacht? Haben wir studiert?
    • Haben wir Menschen, die uns unterstützen?
    • Haben wir Kinder?
    • Haben wir Gewalt erlebt? Erleben wir aktuell Gewalt? Leben wir in einer Umwelt, in der wir wahrscheinlich Gewalt erleben?
    • Erleben wir Diskriminierung?
    • Haben wir eine Kranken-Versicherung? Können wir zu Ärzt*innen gehen, ohne das selber zahlen zu müssen?
    • Haben wir einen deutschen Pass? Dürfen wir offiziell in Deutschland leben?

    Das sind nur einige Beispiele.

    Gerade das „sozial“ wird oft vergessen, wenn es um „Gesundheit“ geht.

    „Bio“, „Psycho“ und „Sozial“ wirken zusammen:

    • Es geht uns manchmal körperlich schlecht, weil es uns psychisch schlecht geht.
    • Es geht uns manchmal psychisch schlecht, wenn es uns körperlich schlecht geht.

    Es geht uns oft psychisch nicht so schlecht, wenn wir Familie und Freund*innen haben, die uns unterstützen, wenn es uns körperlich schlecht geht.

    • Es geht uns oft körperlich und psychisch schlecht, wenn wir Gewalt und Diskriminierung erleben.

    Andere Kliniken und Gruppen arbeiten auch nach dem Prinzip „Bio Psycho Sozial“. Wir sprechen hier über eine Klinik in Griechenland.

    Español

    Bio Psico Social
    Tenemos en cuenta el contexto social del desarrollo de la enfermedad así como las interacciones
    psicosomáticas. Ahora está claro que la depresión o el trastorno de estrés postraumático, por
    ejemplo, son factores de riesgo relevantes por desarrollar enfermedades cardiovasculares. Sin
    embargo, estas conexiones todavía rara vez se registran o se tienen en cuenta. Los centros de salud
    solidarios brindan asesoramiento social, evaluación psicoterapéutica inicial y atención médica
    general. También hay, entre otras cosas: ofertas de terapias grupales, grupos de autoayuda, charlas
    y talleres (relajación, comunicación, nutrición, etc.) y oferta de asesoramiento jurídico.
    Damos un ejemplo de nuestra red internacional:
    Un centro de salud distrital solidario en Grecia creó un equipo de salud compuesto por personal
    médico, une psicoterapeuta y une trabajadore social que atienden a la persona “recién llegada” en
    una reunión conjunta. Cada nueva persona recibe un expediente de salud que contiene
    información relativa a todos los ámbitos de la vida: educación, trabajo, accidentes y riesgos
    laborales, historial profesional, seguros, lugar de residencia, red de apoyo, familia, relaciones,
    acontecimientos de la vida basados en un genograma. También incluyen dieta, sueño, hábitos,
    higiene física y bucal, así como antecedentes médicos, antecedentes familiares y, lo más
    importante, síntomas actuales. También se realizará un examen físico. Este enfoque crea una
    comprensión transcontextual de les pacientes.
    La práctica descrita anteriormente intenta asociar los síntomas con problemas actuales, tales
    como: las condiciones de trabajo precarias o desempleo, los acontecimientos importantes de la
    vida como enfermedades, muertes, separaciones, quiebras, así como su historia de relaciones
    (relaciones con hombres/mujeres, repetición de situaciones traumáticas). Este panorama general
    también tiene una dimensión preventiva porque resalta áreas de riesgo a nivel del cuerpo (por
    ejemplo, la herencia), las relaciones y las condiciones sociales.
    Además, una consulta inicial conjunta de este tipo permite una comunicación lingüística práctica y
    sencilla y en el posterior trabajo en equipo todos están al mismo nivel, evita la verificación de
    informes y puede planificar de inmediato un apoyo multiprofesional. Esto significa que elle
    paciente solo tiene que hablar una vez sobre su viaje al centro de salud distrital solidario y es
    menos probable que se olvide o pase por alto la información importante.
    El centro de salud distrital solidario también puede cooperar con programas de tratamiento, como
    por ejemplo el programa de cuidados complejos de la Asociación de Médicos del Seguro de
    Enfermedad.